Schwarze Witwe – so lautet der ins Deutsche übersetzte Name der Rutenserie zum Karpfenangeln. Der farblichen Bekenntnis, die der Name vermuten lässt, hat sich die Rutenserie des renommierten Herstellers Daiwa auf ganzer Linie – nämlich der Linie ihres Blanks – verschrieben: Das Finish der schicken Karpfenruten in zeitlosem, mattschwarzem Design folgt dem Trend einer dezenten Optik, die sich auch im Griffteil fortsetzt und sich gerade durch ihr Understatement hervortut. Damit macht sie nicht nur eine gute Figur auf jedem Rod-Pod oder Bankstick, sondern dürfte auch den Geschmack vieler Einsteiger, aber auch fortgeschrittener Angler ins moderne Karpfenangeln treffen.
Die Tacklehero-Redaktion hat sich das 12 Fuß-lange Rutenmodell der Serie mit einem Wurfgewicht von 3,00 lbs zukommen lassen – und der Rute mit dem semi-parabolischen HMC+- Kohlefaser-Blank etwas genauer auf den Zahn gefühlt. Bevor wir ins Detail gehen, haben wir für dich einmal die wichtigsten Produktmerkmale zur schwarzen Witwe gebündelt.
Vorteile
- Erschwingliches Einsteiger-Modell mit grundsolider Performance
- Semi-parabolischer Blank ist im Drill fehlerverzeihend
- Viele Modellvariationen – verschiedene Längenoptionen und Wurfgewichtsklassen
- Als 2- und 3-teilige Version verfügbar
- Wertiges Design
- Hochwertige 3-Steg-Titanium-Oxid Beringung
- DPS-Rollenhalter
- EVA-Shrinktube-Griff
- Dezente optische Applikationen am Griffteil als optisches Highlight
Nachteile
- Rute neigt im Wurf zum Ausbrechen
- Aufladung beim Wurf etwas träge
Die Eckdaten des Tests zur Black Widow XT- 12 Fuß, 3,00 lbs.
Laut Hersteller ist für das vorliegende Modell mit einer Testkurve von 3,00 lbs ein optimales Wurfgewicht von 90-100 Gramm angezeigt. Mit genau diesen Gewichten im Gepäck – und noch ein paar schwereren und leichteren Modellen zu Vergleichszwecken – haben wir uns sodann an den nahe gelegenen Vereinssee begeben, um – kurz vor der Laichzeit der Karpfen – unser Glück zu versuchen.
Dafür haben wir die Rute passenderweise mit dem entsprechenden Rollen-Pedant von Daiwa – der Black Widow 35 A Big-Pit-Rolle – versehen und selbige mit durchgehender 0,35er monofiler Schnur bestückt. Die Entscheidung zu dieser Wahl gründete darin, ein möglichst breites Einsatzspektrum zum Wurfangeln an Fluss- oder Seeufern kleinerer bis mittlerer Größe abzudecken – und damit auf das designierte Einsatzgebiet der Black Widow zu antworten, auf das sich der Hersteller bereits im Datenblatt bezieht.
Erster Eindruck
Als die Black Widow XT in der genannten Ausführung unsere Tackle-Hero-Redaktion erreichte, waren wir – offen gestanden – bereits beim ersten Anblick der Rute angetaner, als vermutet. Denn die hochwertige Verarbeitung der Rute und der optische Ersteindruck lassen nicht erahnen, dass es sich hierbei um eine Rute im unteren Preissegment in einem Bereich von merklich unter 100 Euro handelt. Insofern ist der Rute die Erfahrung der Rutenbau-Kunst von Daiwa, die hier im besten Sinne auf die schwarze Witwe abgefärbt hat, anzumerken. Auch der Hersteller selber trägt diese Eigenschaft besonderes prominent und selbstbewusst voraus. Er betitelt die Ruten der Widow XT-Serie als „den Preis-Leistungssieger in der Daiwa-Karpfenruten-Range“.
Ein paar Testschwünge im Redaktionsgebäude bestätigten dann auch, dass es sich hier mitnichten um eine Fehleinschätzung handeln sollte: Die Ansprache der Rute beim Wurf ist sehr gut, wobei auch das schnelle Rückstellvermögen in die Ursprungsposition unsere Vorfreude auf den Praxis-Einsatz schürte – und zugleich die gesteigerte Erwartungshaltung an die Rute absteckte.
Gesagt – getan: Wie immer, wenn sich die Tacklehero-Redaktion an den Test begibt, sollte es auch diesmal darum gehen, mit der Rute in Punkto Wurf-und Drill-Performance auf Tuchfühlung zu gehen – mithin also den entscheiden Punkten, auf die es – neben der Optik – bei der Rutenwahl ankommt.
Verhalten im Wurf: Die Black Widow XT im Praxis-Einsatz
Zunächst einmal: Unser 95 Gramm-Inline-Blei beförderte die Black Widow XT bereits beim ersten Wurfversuch auf eine beachtliche Weite, wobei der Blank der Rute sich zwar etwas langsamer auflädt, dafür anbei im Moment des Freigebens der Schnur umso mehr Energie freisetzt. Dabei ist die Ansprache der semi-parabolischen Rute sogar bis ins Handteil spürbar, was eine gute Dosierung der Kraft in der Ausholphase begünstigt.
Gleichwohl ist – das haben weitere Testwürfe gezeigt – zu sagen, dass die Black Widow XT dazu neigt, sich aus ihrer Achse herausdrehen, worunter die Präzision beim Wurf etwas leidet. Hier bedarf es einer kleinen Eingewöhnungszeit, wobei wir dieser Tendenz nach ein paar kleineren Anpassungen der Wurftechnik schnell begegnen konnten. Ob dies einem Anfänger allerdings ähnlich schnell gelingt, sei dahingestellt.
Die gute Nachricht: Das Umstellen auf ein Safety-Bolt-System änderte nichts an dem Erzielen einer hohen Wurfweite im Bereich von bis zu 100 Metern bei Verwendung eines 95-Gramm-Bleis. Hier ließ der HMC+-Kohlefaserblank keinerlei Unterschiede erkennbar werden.
Ein Gegencheck mit anderen Bleigewichten hat Folgendes zutage gefördert: Kleinere Gewichte ab 75 Gramm, wie sie etwa beim Angeln mit dem Chod-Rig verwendet werden, meistert die Rute tadellos, wenngleich es etwas schwerer fällt, die Rute aufzuladen.
Im Ergebnis erzielten wir mit leichten Bleien geringere Wurfweiten, weshalb wir für die Angelei mit leichten Choddys oder immer dann, wenn es nicht allzu sehr auf Kraftreserven ankommt, auf das leichtere 2,75er Modell der Serie zurückgreifen würden; denn hier ist die Relation zwischen Blei-Gewicht und Wurfgewichtsklasse wieder besser aufeinander abgestimmt.
Drill-Performance der Black Widow XT Carp
Man sagt einer schwarzen Witwe gemeinhin nach, dass sie recht giftig und gleichermaßen verbissen sei. Ob dieses Attribut im übertragenen Sinne auch auf die Aktion der Rute zutrifft, sollte sich spätestens im Drill zeigen.
Zum Glück dauerte es trotz der berechtigten Sorge um die bevorstehende Laichzeit nicht lange, bis unser Redakteur den ersten Carp im Größen-Bereich von 20 Pfund haken konnte. Noch nicht verausgabt vom Liebesspiel schien er offenbar seine Energie noch gebündelt abrufen zu können: Der Karpfen legte einige erstaunliche Fluchten ins naheliegende Seerosenfeld hin und sammelte auf dem Weg dorthin einiges an Kraut ein.
Hier konnten die Kraftreserven des semi-parabolischen HMC-Kohlefaserblanks wirklich überzeugen. Es stellte für unseren Redakteur ein Leichtes dar, den Karpfen von der Flucht ins Hindernis abzuhalten, wobei die Aktion der Rute rechtzeitig eine bevorstehende Flucht ankündigte und dabei eine unvermittelte Übertragung der Energie-Schübe bis in das Handteil gewährleistete.
Anders als beim Wurf vermittelte die Rute eine hohe Fehler-Toleranz, auch dann, wenn man nicht mit sofortiger Anpassung der Rollenbremse auf etwaige Energie-Schübe des Fisches reagieren kann.
Ein weiterer Fisch im Verlaufe der Test-Session bestätigte diesen Eindruck. Umso mehr, da es sich hier um ein deutlich größeres Exemplar von über 16 Kilo Gewicht handelte. Auch diesen Drill meisterte die Black Widow XT souverän.
Bestechende Vielseitigkeit – viele Modellvariationen der Black Widow XT Carp
Weiterer Pluspunkt: Die Black Widow XT-Rutenserie ist sehr vielseitig. Angefangen von 4 Wurfgewichtsoptionen zwischen 2,75 und 3,5 in der Länge 12 Fuß, einer 13-Fuß-Version mit 3,5 lbs sowie zwei kürzeren Stalker-Varianten in der Länge 10 Fuß mit einem Wurfgewicht von 2,00 bzw. 3,5 lbs bietet die Serie eine große Modell-Vielfalt und entsprechende Auswahloptionen.
Und mehr noch: Neben einer Spod-Variante der Black Widow XT mit einer Länge von 12 Fuß und einem Wurfgewicht von 4,5 lbs mit – laut Datenblatt – „ausgeprägter Spitzenaktion und kräftigem Rückgrat“, bietet Daiwa sogar eine 3-teilige Variation der Rute an: Mit einer Länge von 12 Fuß und einem Wurfgewicht von 3,0lbs ist die Rute mit einer Transportlänge von lediglich 1,28 Metern prädestiniert für den schnellen Einsatz auf Reisen – zumal sie durch den entsprechend leichtgängigeren Transport-Aufwand punktet. Hinsichtlich der Länge und dem Wurfgewicht profiliert sich diese Variante als Trumph in Sachen Vielseitigkeit und Flexibilität.
Fazit zur Black Widow XT Carp
Die Black Widow XT Carp – gleich welcher Ausführung – stellt eine exzellente Wahl für all diejenigen dar, die in das moderne Karpfenangeln nach englischem Vorbild einsteigen wollen, ohne dafür allzu tief in den Geldbeutel greifen zu müssen.
Die englischen Wurzeln der modernen Karpfenangelei trägt die Rute auch optisch durch ihr Griffstück voraus, wobei der typische zwei-geteilte Rutengriff hier mit einem stylischen EVA-Finish modern in Szene gesetzt- und zeitgemäß interpretiert wurde.
Dadurch macht die Black Widow XT unmissverständlich klar, dass sie eine Rute ist, die optisch wie funktional mit der Zeit geht: Was sich optisch im minimalistisch-mattschwarzen Design fortsetzt, das überzeugt auch in Sachen Performance und Funktionalität: Die Rute eignet sich gut zum Werfen auf mittlere bis größere Distanzen, sofern das Bleigewicht richtig auf den semi-parabolischen HMC+ Kohlefaserblank abgestimmt wurde.
Leichte Abstriche gibt es in Punkto Zielgenauigkeit beim Werfen – hier bedarf es entweder einer gewissen Fehler-Toleranz des Anglers oder einer entsprechenden Eingewöhnung, mit der sich mancher Anfänger schwertun dürfte.
Trotz dieses Wehrmutstropfens tut dies dem positiven Gesamteindruck der vielseitigen Rutenserie mit den vielen Längen- und Wurfgewichts-Optionen keinen Abbruch. Das liegt unter anderem auch daran, dass die exzellente und Fehler-Verzeihende Drill-Performance und ausreichende Kraftreserven ihren Teil dazu beitragen, dass wir allen Einsteigern ins moderne Karpfenangeln eine Kaufempfehlung für die Black Widow XT Carp aussprechen.
Spätestens der Kaufpreis in einem Spektrum zwischen – je nach Ausführung – 70 und 110 Euro – verleiht der Rute einen berechtigten Ruf als Preis-Leistungssieger ihrer Klasse.